Reiseberichte

Engelberg

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Schweizer Charme im Schnee

Text und Fotos: Martin Häussermann 

Engelberg am Titlis hat sich vom stillen Klosterdorf zur Skiarena für die ganze Familie gewandelt. Anfänger, Könner, Freestyler – hier wird jeder glücklich. Wintercamper sind im Camping Eienwäldli perfekt aufgehoben.

„Stiebender Pulverschnee. Eine rasante Abfahrt inmitten einer herrlichen Bergwelt. Und dazu viel Sonne.“ Diese Zeilen stammen nicht von einem modernen Werbetexter, das schrieb der deutsche Journalist Theodor Herzog in seinem Beitrag „Skitouren um Engelberg“ in der „Deutschen Alpenzeitung“. Das war vor gut 100 Jahren, gilt aber heute noch, meint Sepp Bünter. Er ist stolz auf seine Heimat und weiß, was er daran hat. „Die Berge und die wunderschöne Landschaft sind unser größtes Kapital“, sagt der Besitzer des Camping Eienwäldli in Engelberg am Fuße des Titlis. Das haben wohl auch die Planer und Verantwortlichen der Gemeinde so gesehen, denn sie haben eine moderne Skiarena geschaffen, die sich harmonisch in die Bergwelt einpasst. Hier ist für jeden Geschmack etwas geboten.

Die Ski- und Snowboardanfänger dürfen sogar auf geistlichen Beistand hoffen. Denn der Übungshang „Klostermatte“ liegt unmittelbar neben dem Benediktinerkloster, dass 1120 gegründet wurde und auch heute noch von Mönchen bewohnt wird. In der zum Kloster gehörenden Stiftschule wird die Engelberger Jugend unterrichtet und bis zum Abitur geführt. Aber auch die Touristen können hier etwas lernen. Die Schaukäserei zeigt täglich ihren Besuchern wie Käse von Hand hergestellt wird. Während man den Käser bei seinem Handwerk beobachtet, kann man an kleinen Bistrotischchen die Spezialitäten des Hauses kosten – oder später kaufen und abends im eigenen Reisemobil genießen.

Abfahrten für jeden Geschmack

Zurück zum Wintersport. Die Skiarena Engelberg teilt sich in zwei getrennte Skigebiete. Familien und Skiläufer, die es etwas ruhiger angehen lassen, tummeln sich auf den sonnigen Hängen unterhalb der Brunni, einem 1860 Meter hohen Gipfel. Die Abfahrten sind durch eine Seilbahn erschlossen, deren Talstation nahe der Ortsmitte von Engelberg liegt. Erreichbar ist die Station durch den kostenlosen Skibus und einen Shuttleservice. Neben der Seilbahn findet man noch einen Sessel- einen Schlepplift für sieben Kilometer leichte und fünf Kilometer mittelschwere Abfahrten. Auch diese werden erstklassig gepflegt. Nur selten finden sich abgefahrene Stellen oder Eisplatten. Krönung des Skitages ist die längste Abfahrt von der Schonegg-Bergstation auf 2040 Metern bis ins Tal. Dann hat der Wintersportler rund 1000 Höhenmeter überwunden.

Auf der gegenüber liegenden südlichen Talseite eröffnet sich dem Wintersportler das deutlich weitläufigere Gebiet Gerschnialp-Trübsee, dessen höchster Punkt die Bergstation auf dem Kleinen Titlis (3020 Meter) darstellt. Eine Sechsergondel bringt die Gäste zur Station Trübsee auf 1800 Meter. Dort kann man dann direkt in die Seilbahn umsteigen. Die zweite Sektion ab Stand (2450 Meter) absolviert man in der „Rotair“, deren runde Gondel während der Bergfahrt zum Kleinen Titlis langsam um die eigene Achse rotiert. Die Abfahrt nach Stand sollte allerdings nur absolvieren, wer sicher auf den Brettern steht. Das sieht man auf dem oberen Drittel der Abfahrt noch nicht, denn der erste Hang mit dem Gletscherlift ist nur mittelschwer. Der zweite Teil der schwarzen Abfahrt hat es in sich. Steiles, teilweise buckliges Gelände fordert den Sportler heraus. Wem das zu anstrengend ist, steigt schon in Stand aus und genießt die einladenden Hänge in Richtung Trübsee.

Das ist nicht nur der Name der Station. In dem Hochplateau liegt tatsächlich ein See, der im Winter aber natürlich zugefroren ist. Das Plateau kann bequem mit einer Sesselbahn überquert werden. Ein weiterer Sessellift führt dann zum Jochpass hoch. Hier trifft man viele Snowboarder, denn an der Talstation der Sesselbahn „Jochstock-X-press“ findet sich ein Paradies für Freestyler. Schanzen, Half- und Quarterpipes, Rails – alles was das Herz begehrt. Direkt unterhalb dieser Sesselbahn verläuft eine Buckelpiste, die Kenner mit der Zunge schnalzen lässt.

Camping mit allem Komfort

Wer sich tagsüber ausgetobt hat, sucht abends Entspannung. Die findet sich im Camping Eienwäldli. Um ihren Gästen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen, haben Sepp Bünter und seine Frau Trudy Herzog investiert und eine Wellnesslandschaft samt Hallenbad gebaut, die so manchem Fünfsternehaus gut zu Gesicht stünde. Im „Felsenbad“ warten zwei Becken auf die Besucher. Das Kinderbecken mit Rutsche und das Erlebnisbecken mit Wasserfall, diversen Sprudelzonen und einer Gegenstromanlage. Um das Becken herum sind eine Dampfgrotte, eine Regengrotte und ein Kneippbecken angeordnet. Die aufpreispflichtige Saunalandschaft gliedert sich in mehrere Solarien, Ruheräume, ein Dampfbad, einen Whirlpool und drei verschieden warme Saunen. Der Clou ist die so genannte „Engelberger Schwitzstube“, eine großzügige Sauna mit einem riesigen Fenster. Von außen ist das Fenster blickdicht schwarz, von innen jedoch haben die Schwitzenden einen traumhaften Blick auf das Bergpanorama.

Waschräume, Trockenraum und Skistall des Campingplatzes sind großzügig dimensioniert und sehr gepflegt. Schließlich haben die Betreiber des Einwäldli, das schon immer als Familienbetrieb geführt wurde, langjährige Erfahrung. „1948 kamen die ersten Zelter, 1964 schon die ersten Wintercamper“, berichtet Bünter. „Das hat die Entwicklung des Platzes schon beeinflusst.“ 1975 und in den Folgejahren baute Familie Bünter ein Hotel und den Touristenplatz, der im Sommer 150 Freizeitfahrzeuge und im Winter 70 Wohnwagen oder Wohnmobile fasst. „Wir haben die Anlage konsequent auf Ganzjahresbetrieb ausgerichtet“, sagt Sepp Bünter. Die Ausstattung der Parzellen wird permanent verbessert. Seit kurzem gibt es ein gutes Dutzend Komfortplätze, die nicht nur mit Strom, sondern auch mit Kabel-TV und einem Frisch-/Abwasser-Anschluss ausgestattet sind. „Unser Ziel ist es, mittelfristig den ganzen Platz so auszustatten“, verspricht Bünter. Zu jeder Jahreszeit, besonders aber im Winter sind die breiten, geteerten Wege sehr praktisch, die nach Schneefall umgehend geräumt werden. Auf den mit Rasengittersteinen ausgelegten Parzellen versinken Freizeitfahrzeuge auch bei Tauwetter nicht im Matsch. Das Mobil braucht man während eines Aufenthaltes auf dem Camping Eienwäldli ohnehin nicht als Fortbewegungsmittel. Denn direkt vor der Schranke ist die Haltestelle für den kostenlosen Skibus, der bis zum Ende der Skisaison regelmäßig fährt.

Apropos fahren. Die kurvige Steigungsstrecke vor Engelberg ist meist geräumt und gestreut. Wer Winterreifen montiert und Schneeketten im Gepäck hat, für den ist die Anreise sicher kein Problem. Das wusste übrigens auch schon der eingangs erwähnte Journalist Theodor Herzog: „Engelberg ist sehr leicht zu erreichen und seine Umgebung ist für den Skiläufer geradezu ideal“: Dem ist nichts hinzuzufügen.